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Montag, 5. November 2012

heimliches Paradies der Ruhe

Plattenbausiedlungen wird gern ein schlechtes Image unterstellt. Eine Meinung, welche ich, als Bewohner einer solchen Siedlung nicht nachvollziehen kann. Ich wohne gern hier, die Lage und Situation gefällt mir erheblich besser, als jene in einer Reihenhaussiedlung - was sicher Ansichtssache ist. Vor allem gibt es hier mehr grün, weil für die gleiche Wohnfläche erheblich weniger Grundfläche erforderlich ist. In meiner Siedlung "Frankfurter Alle Süd" (FAS) sind das üblicherweise 11 Wohnungen, welche auf der Fläche eines Reihenhauses stehen - übereinander.  Etwa 10.000 Menschen wohnen und leben hier.

Dominiert wird das Wohngebiet von Häusern in Plattenbauweise der 70er Jahre. Überwiegend sind das P2/11 Bauten, also Häuser mit 11 Geschossen. Aufgelockert wird das Ensemble durch zwei WHH-GT18 und drei WHH-GT18/21. Dieses sind Wohnhochhäuser mit 18 Etagen oder als Doppelhochhaus mit einmal 18 und einmal 21 Etagen. Komplettiert wird das Plattenangebot durch einige 5 und 6 geschossige Häuser. Ich denke mal WBS70.

Gelegen ist die Siedlung im Berliner Stadtbezirk Lichtenberg, unmittelbar an der Frankfurter Allee zwischen dem S/U-Bahnhof Frankfurter Allee und er U-Bahnstation Magdalenenstraße. Der Bahnhof Lichtenberg ist ebenso zu Fuß erreichbar wie die S-Bahn-Station Nöldnerplatz. Gut zu sehen ist das auf dem im Beitrag Turkish Airlines eingestelltem Luftbild.

Die Beschreibung klingt laut, nahe dem S-Bahnring und die Frankfurter Allee gehört sicher zu den am stärksten befahrenen und lautesten Straßen Berlins. Laut Lärmkarte liegt der Pegel oberhalb 75 dB(A). Das ist wirklich laut, wenn man eine Fensterfront zur Straße hat, mindert das den Wohnwert schon. Mit offenem Fenster kann ich also nicht schlafen. Aber das ist kein typisches Plattenbau-Problem, sondern einfach typisch für das wohnen in der Großstadt. Es gibt jedoch auch Aspekte der Stille - und darüber wollte ich eigentlich berichten.

Wenn es nach der Schicht wieder nach Hause geht, benutze ich die öffentlichen Verkehrsmittel. Aller-dings fahre ich nicht die gesamte Strecke. Von der S-Bahn Frank-furter Allee gehe ich die restliche Strecke zu Fuß - das sind ein wenig mehr als 1000 Schritte. Dieser Weg ist pure Erholung und fast genau so angenehm für mich, wie ein Waldspaziergang. Über den hier beschriebenen Eingang betrete ich das FAS. Sobald ich durch das im nebenstehenden Bild zu sehende "Tor" gegangen bin, ist nichts mehr vom Straßenlärm der Frankfurter Allee zu hören. Die über 30 m hohen und 12 m breiten Häuser schirmen die Straßengeräusche vollständig ab und ich kann die Stille meines Dorfes genießen. Egal zu welcher Tageszeit. Das Geräusch, sich im Wind bewegender Blätter der Bäume, ist dabei häufig das lauteste Geräusch.
Das hier 10.000 Menschen leben merkt man nicht, auf den Straßen und Wegen innerhalb der Siedlung herrscht Kleinstadtidylle. Im Sommer, wenn es am Abend noch warm ist, sitzen auch am späten Abend noch einige Menschen auf den Bänken am "Dorfanger" - dem Kaufhallenplatz mit Springbrunnen.

1 Kommentar:

  1. Da sich inzwischen mein Arbeitsort verändert hat, hat sich auch der Arbeitsweg verändert. Jetzt laufe ich immer zu und von der S-Bahn Station Nöldnerplatz. Der Weg ist länger und idyllischer.

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