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Mittwoch, 9. Oktober 2013

Rubus fruticosus - Brombeere (142)

Familie: ROSACEAE
Gattung: Rubus



Blattunterseite
Der gewöhnlichen Brombeere sieht und fühlt man deutlich an, dass diese zu den Rosengewächsen gehört. Die Blätter dieses Strauches sind gefiedert (zumeist 5-fiedrig) und wer ist nicht schon einmal im Gestrüpp von Brombeeren an deren stachligen Zweigen hängengeblieben. Selbst die Unterseite der Blätter ist mit Stacheln bewehrt. Da müsste man als Pflanzenfresser schon ein Kamel sein, um sich davon zu ernähren. Die Stacheln sind aber nicht nur eine Schutzeinrichtung gegen das gefressen werden, sie helfen auch bei der Ausbreitung. Brombeergestrüpp wächst tatsächlich invasiv. Die langen und schnell wachsenden Ranken haken sich mit den Stacheln an Nachbarpflanzen und dem Gelände fest. An den Sprossenden bilden sie bei Bodenberührung Wurzeln aus. Somit können sie sich auch weit verbreiten ohne erst den Umweg über Samen gehen zu müssen. So erobern sie recht schnell große Territorien.  
Es würde mich nicht wundern, wäre das Schloss, in welchem Dornröschen mit ihren Eltern lebte und 100 Jahre schlief, von einer Brombeerhecke und nicht von Rosen umgeben gewesen, bevor der Prinz sich mit dem Schwert einen Weg bahnte um die Schöne mit einem Kuss zu wecken. Die Brüder Grimm haben hier möglicherweise geirrt oder bewusst ein wenig geschwindelt, um damit ihrem örtlichen Blumenhändler ein Freude zu machen. Er hätte sich doch auch an den Vitamin reichen Früchten stärken können bevor er sich durch Gestrüpp schlägt. Und da ich hier schon einmal bei den Märchenbrüdern bin, das in deren Heimat gebraute Hütt-Bier ist wirklich märchenhaft. Wer also zufälligerweise einmal in Norhessen unterwegs ist, sollte beim Gaststättenbesuch darauf achten, dass dort Hütt-Bier angeboten wird! 


Zurück zur Brombeere. Im BGFAS wachsen viele dieser dieser Sträucher am Westrand, unmittelbar am Bahndamm der Bahnstrecke Frankfurter Allee nach Berlin-Rummelsburg. Dort kann man etwa ab August die leckeren schwarzen Früchte ernten und sofort verspeisen. Aber Vorsicht. Diese Ecke ist auch als Hundeauslauf sehr beliebt - also auf dem Weg zu den Früchten, den Blick häufiger auf den Boden richten. Die "Brombeeren" sind keine Beeren, insofern ist der deutsche Name dieser Pflanze irreführend. Vielmehr handelt es sich um Sammelsteinfrüchte, jede Einzelne der Kügelchen, aus denen sich die Frucht zusammensetzt, ist eine Steinfrucht. Wie es z.B. die Kirsche ist. Bis etwa 2 1/2 Dutzend solche Früchtchen sitzen gemeinsam auf einem wie einem Kegel geformten Fruchtboden. 
Auch für den Apotheker, also medizinisch ist Rubus fructicosus von Interesse. Ein Aufguss der Blätter hilft gegen leichte Durchfallerkrankungen. Die roh gegessenen Früchte bewirken, wegen ihres hohen Ballaststoffanteiles das Gegenteil. Durch Gurgeln oder als Waschung hilft Brombeere gegen Entzündungen. Lt. Wikipedia hat bereits der vor 500 Jahren lebende englische Arzt und Botaniker John Gerard einen mit weiteren Zutaten gemischten Absud dieser Pflanze als Mundspülung und zur Waschung von entzündeten Geschlechtsteilen von Männlein und Weiblein empfohlen. Ich habe das nicht überprüft. Den Text!
In Dörfler/Roselt "Heilpflanzen, gestern und heute" (Urania Verlag, 1984) las ich, dass die Brombeere geschichtlich zu den ältesten Drogen gehört. Demnach hat bereits Theophrast vor 2 1/2 tausend Jahren über dessen Heilwirkung berichtet. Dieser Theophrastos von Eresos beschäftigte sich im übrigen auch mit Dendrologie, also der Lehre von den Gehölzen und passt daher gut in den Blog hinein.  "Bekannt" ist uns der Mann aber eher durch seine Schilderung menschlicher Charaktere.





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