im Jahr 1973 wurde der botanische Garten Frankfurter Allee Süd eröffnet. Als Rahmen für den Garten und zur Unterbringung des Betreuungspersonals der Gehölze, entstand gleichzeitig ein Wohngebiet für etwa 10.000 Menschen.* Mit allem was dazugehört - Geschäften, gastronomischen Einrichtungen, Schulen, Kindergärten und Spielplätzen. Bereits vorhandenes (Schule, Post, Kirche) wurden mit einbezogen. Für einen botanischen Garten stellt das ein einzigartiges Konzept und großes Experiment dar. Galt es doch zu überprüfen,ob auch der Mensch des technischen Zeitalters, mit der Natur zurecht kommt und ob Mensch und Pflanze auf so engem Raum zusammenleben können. Nach vier Jahrzehnten liegen erste Erfahrungen vor. Diese können selbstverständlich vorerst nur eine Tendenz zeigen. Denn viele der damals gepflanzten Bäume sind langlebig und es ist abzuwarten wie sich die Bäume im Erwachsenenalter benehmen werden. Hier eine kurze Auswertung.
zum Spielen bereiter Baum |
diese mussten leider erzogen werden |
1. Mensch und Pflanze schließen sich auch in der heutigen Zeit nicht grundsätzlich aus. Das kann man getrost so sagen, auch wenn einige der aggressiveren Bäume - vor allem Pappeln, mit der Motorsäge erzogen werden mussten.
2. Besonders jüngere Menschen und bereits größer gewachsene Bäume haben Freundschaften geschlossen. So wurden häufig Kinder beobachtet, welche auf den Bäumen klettern und anderweitig mit ihnen spielen oder sie in Spiele einbeziehen.
3. Diese in der Kindheit festgestellten Bindungen lockern sich im Alter. Wie das auch bei zwischenmenschlichen Beziehungen sein kann. Nur sehr selten kann man Menschen über 18 Jahre beim Spielen oder in Unterhaltung mit Bäumen beobachten.
4. Zunehmende Motorisierung der in das Experiment einbezogenen Menschen beeinflusst das Verhältnis zwischen den Bäumen und den angesiedelten Menschen negativ. Besonders die übertrieben ausgelebte Sexualität mancher Bäume verschmutzt im Frühjahr, zum Ärger der Testpersonen die Autos. Auch wurde Frucht- und Blattabwurf kritisiert.
*Glückwunsch an die Macher des FAS für dieses Musterprojekt der städtebaulichen Entwicklung der DDR-Hauptstadt. Gruß vor allem an die Ureinwohner, also Menschen und Bäume, welche schon seit Ende der 1960er und Anfang der 1970er Jahre hier miteinander leben. Die Leser haben sicherlich bemerkt, dass hier kein botanischer Garten, sondern ein normales Wohngebiet beschrieben wird. Es ist aber auch hinsichtlich der Bepflanzung sehr vielfältig und man kann sich hier wie in einem botanischen Garten fühlen. Auch wenn es die Bäume nicht immer leicht haben. Für uns Menschen kann es hier sehr schön sein. Möge das Zusammenleben vom Gehölz und Mensch noch harmonischer werden und beide Seiten, den anderen als Lebewesen respektieren.
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