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Montag, 25. Februar 2013

Etikettenschwindel ....

Gibt es nicht nur beim gegenwärtigen Pferdefleischskandal.  So heißt es Baumschutz, wenn wir Menschen an Bäumen Äste absägen und Baumkronen einkürzen und Baumschutzverordnungen legen den Rahmen dafür fest. Millionen Jahre überlebten die Bäume, ohne diese menschlichen Pflegemaßnahmen. In Wirklichkeit sind diese eher dafür gedacht, zu regulieren, wie Bäume unserem Lebensumfeld gerecht gemacht werden. Der Baum braucht diese Art Pflege nicht. Und auch im FAS sind die schönsten und wohl auch gesündesten Bäume jene, welche wenig gepflegt sind.
Bereits seit September wird wieder heftig an Bäumen im FAS herum geschnitten. Ob das immer im Rahmen der gesetzlichen Bestimmungen der Baumschutzverordnung geschieht und fachgerecht vorgenommen wird, vermag und will ich nicht beurteilen. Eigentlich sollte ich darauf vertrauen, das es so ist. Aber warum sollte das gerade bei etwas derartig wenig geachtetem, wie einem Baum so korrekt und fachgerecht sein, wenn doch auch korrekter und "fachgerechter" Umgang mit Menschen eher unüblich ist?
Das mir aber vieles an den Baumpflegmaßnahmen nicht gefällt, kann und will ich jedoch aussprechen. Festzustellen ist, dass z.B. Kronen (besonders von Pappeln) in großem Umfang gestutzt werden und dabei viele Äste verschwinden. Deren Umfang war häufig größer als die in der Verordnung genannten 15 cm. Sie trugen reichlich Laub, waren also offenbar auch nicht stark geschädigt.  Bäume welche nicht geschädigt sind, dürfte es ja innerhalb von größeren Wohngebieten wohl kaum geben - selbst wenn ich den Beschnitt nicht als Schädigung bewerte. Aufgefallen ist mir der starke Eingriff in die Kronen besonders rund um den Spielplatz zwischen Frankfurter Allee 132 - 136 und der Kinderbetreuungseinrichtung John-Sieg-Straße. Dort wurden mehrere (9) Pappeln derartig stark ausgelichtet, dass man sie kaum noch wieder erkennt. Jeder der unmittelbar vom Stamm abgehenden starken Äste wurde erheblich gekürzt.

Bäume, zum Kleiderständer zurückgeschnitten.


Möglicherweise wird das damit begründet, Gefährdungen für Kinder auf dem Spielplatz und parkende KFZ vorausschauend zu vermeiden. Das ist löblich. Und offenbar seit Jahren wirksam, denn mir sind keine Meldungen bekannt, dass ein Kind durch herabfallende Äste eines Baumes verletzt oder gar getötet wurde. Noch besser wäre es sicherlich, Bäume größer als 6 m und mit Astumfängen oberhalb 10 cm auf und an Spielplätzen grundsätzlich nicht zuzulassen. (Für Comedy-Schauer: das war jetzt ironisch gemeint)
Ich frage mich allerdings, warum zum Schutze der Kinder der KFZ Verkehr in der Nähe von Spielplätzen, Schulen und anderen Kindereinrichtungen nicht ebenfalls stark beschnitten oder gar untersagt wird. Aber wie mir von zuständiger Stelle, in Bezug zum Baumschutz  mitgeteilt wurde, ist alles eine Frage politischer Entscheidungen. Übersetzt würde ich sagen: ist es bezahlbar und was sagen die potentiellen Wähler dazu. (und das ist nicht ironisch gemeint) Ich erinnere mich an den Aufschrei aus der Autofahrerszene, als über Tempo 30 auf allen Berliner Straßen nachgedacht wurde.
Hinzu kommen selbstverständlich die tatsächlichen Sachzwänge der Zuständigen. Besonders üppig finanziell ausgestattet wird der Bereich nicht sein, jedoch ist die Verkehrssicherheit zu gewährleisten. So sind "Starkpflegungen" zwar eigentlich nicht begründ-, jedoch nachvollziebar. Ein Teufelskreis zu Lasten des schwächsten Teiles der Kette - dem Baum. Und aus dem Schutz des Baumes wird (jedenfalls aus meiner Sicht gesehen) eine Schutz vor dem Baum. Im gewissen Sinne eine Fortsetzung des Kampfes des Menschen gegen die Natur. Welche ohne "Pflege" alles wieder zurückerobern würde, was der Mensch ihr abgerungen hat.

eine der beschnittenen Pappeln. Jeder der vom Stamm ausgehenden Äste wurde stark eingekürzt.


Apropos Aufschrei. Groß war die Empörung, als zur vergangenen Fussball-EM Meldungen über Tötungen von Straßenhunden durch die Medien gingen. Es ist tatsächlich nicht hinnehmbar, Leben zu vernichten, nur um ungestört Veranstaltungen durchführen zu können. Wir Menschen sind da jedoch sehr selektiv beim Einschätzen zu Leben, welches schützenswert ist. Hunde, Katzen und Ziervögel stehen uns da sehr nahe. Wühlmäuse, Ratten oder Maulwürfe ziemlich fern, besonders wenn sie in unserer Nähe tätig werden. Manchmal wollen wir wir auch Kröten schützen. Insekten und andere wirbellose Tiere genießen unseren Schutz selten oder gar nicht.

Als zu schützende Lebewesen überhaupt nicht eingestuft, werden die Pflanzen. Die laufen nicht weg, schreien nicht, wenn man sie verletzt oder tötet. Nicht einmal spielen wollen die mit uns. Es sei denn, wie benutzen Eicheln und Kastanien zum Basteln, schnitzen uns einen Wanderstock oder bauen aus einem Kürbis eine Holloween-Beleuchtung. Sie werden von uns Menschen, eigentlich als so etwas ähnliches, wie manchmal nützliche Gegenstände betrachtet. Wenn dennoch Menschen sich an alten Bäumen anketten, um diese zu schützen, kommt die Polizei, um das Recht zu schützen und trägt die Anketter weg.

Nun muss man, um zu zeigen, dass man Pflanzen auch als Lebewesen akzeptiert, nicht mit Kastanien auf Polizisten werfen oder gar das Essen pflanzlicher Lebensmittel einstellen, kein Papier mehr benutzen, sowie nur noch Möbel von, aus eines natürlichen Todes gestorbenen Bäumen kaufen. Aber ebenso, wie gegenüber Tieren, kann man sich gegenüber Pflanzen respektvoll verhalten.* Dazu gehört eben auch, diese nicht mehr als unbedingt erforderlich, im Wachstum zu behindern und zu beschneiden. Von Pflanzen und deren Photosynthese hängt unser gesamtes Leben ab. Ohne diese wäre die uns bekannte Tierwelt und somit auch wir Menschen erst gar nicht entstanden. Und auch heute liefern sie uns den Sauerstoff zum atmen und die Nahrung. Direkt und indirekt als Nahrung für die Nahrung. Praktisch alles was auf dieser Erde so läuft, läuft nur durch die Pflanzen. Selbst unsere fossilen Brennstoffe, sind Pflanzen.

Sollte das mit dem Respekt nicht so richtig klappen, genügt es als Anfang, einfach einmal ernsthaft darüber nachzudenken - auch wenn es wie Spinnerei klingt.

Zum Abschluss ein Zitat aus einer Amtsantwort: "Effektiver Naturschutz gründet auf der Einsicht jedes Einzelnen". Stimmt. Aber nicht jeder Einzelne entscheidet über Baumpflegearbeiten oder führt solche aus.

Erstveröffentlichung am 20.10.2012. Aus aktuellen Anlässen (Baumpflegemaßnahmen und ein Artikel in der Bezirkszeitung von Bündnis90/die Grünen "Lichtenberger Stachel") habe ich ihn ein wenig überarbeitet und stelle ihn neu ein.

* mit Freude habe ich vernommen, dass auch Papst Franziskus es so sieht, sprach er doch heute davon,   "Achtung zu haben vor jedem Geschöpf Gottes und vor der Umwelt". Dabei betonte er, dass dieses nicht nur Christen angeht. Ich befürchte nur, kaum einer von den Entscheidern wird das auch ernst nehmen und umsetzen. Obwohl er die Verantwortlichen direkt darum bat, Hüter der Umwelt zu sein.

2 Kommentare:

  1. Das waren bestimmt keine Fachleute, so wie das aussieht. Bei uns ist die sogenannte Baumpflege mittlerweile eine sehr lukrative Sache und da die Auftraggeber oft keine Ahnung haben, aber gesetzliche Auflagen erfüllen müssen (Großbäume müssen mittlerweile regelmäßig kontrolliert werden) ist der Bereich sehr interessant für unprofessionelle Billiganbieter. Baumpfleger-Stundensätze lassen sich leicht unterbieten, wenn man Ausbildungsstandards und Sicherheitsvorschriften ignoriert und unsachgemäße oder überflüssige Schnittmaßnahmen werden vom Auftraggeber selten beanstandet, weil der das ja eh nur wegen der Vorschriften machen lässt und es dann wenigstens so billig wie möglich haben will. Klappt aber leider nicht -mit solchen Schnitten werden vormals gesunde Bäume ja zwangsläufig zu teuren Dauerpatienten. Wirklich schade um die Bäume :-(

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  2. Danke für den Kommentar! ... die ganze Sache ist regelrecht deprimierend. Wenn man dann mal etwas an Ämter schreibt, kommt man sich wie ein Querulant vor, aber nichts heraus als schöne Worte. Erschwerend in meinem normalen Wohngebiet, sind die vielen Zuständigkeiten - von Bezirksamt und verschiedenen Wohnungbaugesellschaften. Viele Fällungen von Bäumen erscheinen zudem schwer reklamierbar. Einfach weil die Bäume schon vor Erreichen der geschützten Baumgröße weggeschnitten werden. Sträucher werden radikal herunter geschnitten. Man hat tatsächlich immer wieder den Eindruck, Menge würde belohnt und macht zudem ein schönes Bild von Beschäftigung. Das schlimmste aber ist, das ohnmächtige Gefühl, der einzig Interessierte zu sein. Für die Mehrzahl der Leute scheinen Bäume nur störende Abschatter, Parkplatzverhinderer und ein Ort zum Wasser abschlagen zu sein.

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